Abschied von unserem Pater Elmar

Am 13. April gegen 21:15 Uhr hat unser lieber, geschätzter Pater Elmar Kahofer SDS leider die Augen für immer geschlossen. Als langjähriger Pfarrer in Kaisermühlen, aber vor allem auch als Mensch, hat Elmar so viele von uns geprägt und so vieles bewegt – für die Jüngsten genauso wie für die Älteren. Vor allem als Seelsorger wusste er nur zu genau, was Menschen, wenn sie pflegebedürftig werden oder am Ende ihres Lebens angelangt sind, brauchen beziehungsweise sich wünschen.

„Ein alter Baum darf nicht verpflanzt werden, erst recht nicht ein alter Mensch“ war Elmars Motto und das beschreibt bis heute auch sehr treffend, wo wir als Gesellschaft hin müssen. Gemeinsam mit zahlreichen Mitstreiter:innen gründete Pater Elmar 1994 die Kaisermühlner Nachbarschaftshilfe, die bis heute bestehende und mit der Zeit immer weiter gewachsene lokale Hauskrankenpflege-Organisation in Kaisermühlen, getragen vom Verein Pflegehospiz Kaisermühlen. Auch den bis heute beliebten „Mittwoch-Club“ gründete Pater Elmar schon in seiner Zeit als Pfarrer gemeinsam mit engagierten Mitstreiter:innen. Damit gab es nun auch ein wunderbares Angebot für ältere Menschen in Kaisermühlen.

Ein schützendes Dach für die älteren Menschen

„Pflegehospiz Kaisermühlen“ stand immer für eine Art schützendes Dach für unsere älteren pflegebedürftigen Mitmenschen, die nicht aus ihrem Grätzl und damit aus ihrer vertrauten Umgebung und dem sozialen Umfeld entwurzelt werden sollten, wenn es in den eigenen vier Wänden schwieriger wurde. Damals war die Zeit von Großheimen wie zum Beispiel Lainz und für Pater Elmar war es ein innigstes Bedürfnis das Leben der Menschen auch am Ende ihres Lebens zu verbessern. Mit dem Bau des Pflegehospiz Kaisermühlen wurde dieses schützende Dach 2002 schließlich um einen wichtigen Baustein erweitert, leider hatte es dauerhaft keinen Bestand. Ziel war es immer gewesen, dass wirklich alle Menschen in Kaisermühlen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden oder dann eben trotzdem in ihrem Grätzl bleiben können. Wie schön war das Miteinander von Professionellen und Freiwilligen und wie viele Menschen konnten so noch einen guten letzten Lebensabschnitt haben und Abschied nehmen. Es war eine schöne Zeit.

Pater Elmar war ein außergewöhnlicher Mensch

Die Kaisermühlner Nachbarschaftshilfe fand im Juni 2009 im Goethehof ein neues Zuhause. Pater Elmar, inzwischen pensionierter Pfarrer, blieb nicht nur weiterhin Obmann im Verein Pflegehospiz Kaisermühlen, beziehungsweise als es gesundheitlich nicht mehr möglich war, Ehren-Obmann auf Lebenszeit. Für viele blieb er gemeinsam mit dem ganzen Team auch ein wichtiger Anker(punkt). Ohne Pater Elmar, seine Visionen und auch seine Beharrlichkeit würde es die Kaisermühlner Nachbarschaftshilfe nicht geben, das können wir gar nicht genug wertschätzen.

Im Goethehof fühlte Elmar sich „pudelwohl“

Als es mit Pater Elmars Gesundheit leider immer mehr schlechter wurde, konnte auch er selbst nicht mehr in seiner kleinen Gemeindewohnung in Kaisermühlen bleiben. Diese Lücke sollte mit dem 2019 in Betrieb gegangenen„Quartier Kaisermühlen“ im ehemaligen Tröpferlbad im Goethehof geschlossen werden. Elmar war der erste Bewohner dieser innovativen Wohngemeinschaft und fühlte sich dort bis zum Ende „pudelwohl“, wie man so schön sagt. Wer immer ihn im Quartier Kaisermühlen in den letzten Jahren besuchte, wird Elmar sicherlich noch vor sich sehen, wie er in die Hände klatscht und einen anlacht. Auch seinen 86. Geburtstag am 4. April konnte Elmar so noch feiern und liebe Menschen um sich haben. Ein wunderbares Miteinander.

Die Pflege und Betreuung von Pater Elmar war lange Zeit dank der Mitarbeiter:innen der Kaisermühlner Nachbarschaftshilfe gemeinsam natürlich mit seinem engsten Umfeld möglich. Als sich seine Krankheit zunehmend auswirkte, brauchte er irgendwann rund um die Uhr Pflege. Hier machte sich leider die „Lücke im System“ bemerkbar. Es ging schließlich nur noch mit einer 24-Stunden-Betreuung, in ein Pflegeheim wollte Elmar verständlicherweise nicht. Das funktionierte mal besser, mal schlechter, aber Elmar ging es immer gut. Besonders hervorzuheben ist hier eine 24-Stunden-Betreuerin, die bis kurz vor seinem Tod mehr als zwei Jahre gemeinsam mit seinen Liebsten dafür gesorgt hat, dass es ihm an nichts fehlte.

Altern und Sterben in Würde muss für alle möglich sein

Nur zeigte sich dann wieder die Lücke im System. Die Ablöse fiel aus, eine Zeitlang konnte das noch überbrückt werden, doch es war ein Kraftakt, der auch mit noch so viel Herzblut und Liebe nicht mehr zu bewältigen war. Ein Kurzzeitpflegebett war spontan über Ostern nicht zu bekommen, also blieb nur das Krankenhaus. Auch dort freute sich Elmar über jeden Besuch, aber es war nicht der Ort, an dem er sein sollte und wollte, natürlich nicht. Der körperliche Verfall war unübersehbar. Als wir endlich einen privaten Kurzzeitpflegeplatz organisieren konnten, war Elmar leider nicht mehr transportfähig. Alle seine Lieben hofften und bangten und der einzige kleine Trost ist vielleicht, dass er in seinen letzten Lebenstagen nicht mehr viel mitbekommen hat.

Aber es hätte anders sein können und – wenn wir ehrlich sind – müssen. Pater Elmar hätte auch seine letzten Lebensstunden an einem vertrauten Ort mit ihm vertrauten Menschen verbringen sollen. Ohne strenge Besuchszeiten, ohne steriles Umfeld, auch wenn sich das Krankenhauspersonal noch so sehr bemühte. Ohne Angehörige im Ausnahmezustand, die bis zum Schluss versuchten, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen. Ohne die ganze Bürokratie und dafür mit ganz viel Menschlichkeit und Budgets, die auch spontan eine gute Kurzzeitpflege für alle, die es brauchen, ermöglichen. Auch im Gespräch mit einer Ärztin wurde klar, wie sehr dieser „Zwischenschritt“ zwischen häuslicher Pflege und Krankenhaus fehlt.

Ja, einiges hatte sich in den letzten Jahrzehnten verbessert. Großraum-Pflegeheime wie Lainz gehören zum Glück der Vergangenheit an. Aber sehr, sehr vieles muss sich noch verbessern, damit ein Altern und Sterben in Würde für alle Menschen möglich ist. Dafür hat Pater Elmar zeitlebens gekämpft und dafür müssen wir alle in seinem Sinne weiterkämpfen.

Pater Elmar war ein Mensch, der Menschen geliebt hat. Das bleibt für immer.

Dass Pater Elmar über seinen Tod hinaus so sehr geschätzt und geliebt wird, ist tröstlich. Alle, die ihn kannten, haben ihre eigenen Erinnerungen an ihn. An seine wunderbare, bunte Persönlichkeit. Elmar war so vieles. Priester beziehungsweise Arbeiterpriester, wie er selbst gerne sagte, Pfarrer, Sozialarbeiter, Abenteurer, Kämpfer, Kreativer, Entdecker und Forscher, Techniker, Naturliebhaber, Lebensbegleiter, Sterbebegleiter, ein Visionär durch und durch… und vor allem war er einfach ein Mensch, der Menschen geliebt hat. Das bleibt für immer.

Verabschiedung von Pater Elmar

Wer sich von Pater Elmar verabschieden will, kann das bei der Urnenbeisetzung am 5. Mai, 14 Uhr, in Klamm am Semmering machen. Außerdem wird es zu einem späteren Zeitpunkt eine Art Erinnerungsnachmittag in den Räumlichkeiten der Kaisermühlner Nachbarschaftshilfe mit anschließender Gedenkmesse in Kaisermühlen geben, dazu demnächst mehr.

Vielleicht noch eine berührende Geschichte aus Pater Elmars letzten Lebenstagen, die einmal mehr so gut zeigt, wer und wie er war. Bei einem Krankenhausbesuch, da ging es ihm schon gar nicht mehr gut, hat uns die Ehefrau eines anderen Patienten, der in sehr schlechtem Zustand war, angesprochen, ob es sein könne, dass Elmar Priester sei. Er habe nämlich gefragt, ob er etwas für ihren Ehemann tun könne und das war ihr Eindruck (vermutlich in Kombination mit dem Meßbuch am Nachtkästchen). Trotz äußerst schwieriger Verständigung, sein Sprachvermögen hatte ihm leider schon vor Langem seine Parkinson-Erkrankung weitgehend genommen, und obwohl er selbst so geschwächt war, hat Pater Elmar sogar da noch all seine Kraft zusammengenommen, um anderen beizustehen. Das war wenige Tage vor seinem Tod.

„Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Hab ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch.“
(Von wem dieses Zitat stammt, ist nicht klar, siehe hier. Aber es ist wunderschön.)

Im Namen von allen, die Pater Elmar gekannt, geschätzt und geliebt haben. Du wirst für alle Zeiten einen sehr wichtigen Platz in unseren Herzen haben. Danke für alles! <3